Gehirn mit Farbe

Mein Internet-Experiment Teil 2: Hat sich etwas verändert?

Nach dem Start meines Internet-Experiments war ich ziemlich beschäftigt und ich bemerkte: da tut sich etwas in mir. Und deshalb ist dieser Beitrag auch so lange geworden. Es gibt mehr Gedanken dazu.

Internet-Experiment ? Ich stelle mich selbst auf die Probe und beobachte genau – dabei frage ich mich: was bleibt für mich auf meinen Wegen durch das Internet (und vor allem durch einige Social Media Apps) übrig? Was merke ich mir, was beeindruckt mich, was nehme ich mit? Den Start des Experiments habe ich hier im Blog beschrieben.

Reaktionen zum Internet-Experiment

Ich habe mich gefreut, ein paar Reaktionen auf mein Experiment bekommen zu haben. Ich beobachte dich hier nicht mit Google Analytics und verwende auch keine andere Statistik-Auswertung meines Blogs. Ich weiß also nicht, ob du hier bist oder warst und wen du mitgebracht hast. Ich habe Kommentare abgedreht (weil ich mit den Trillionen Spamkommentaren nicht umgehen konnte und so halt). Mir bleibt also deine Reaktion auf meine Postings auf Social Media, wie zum Beispiel Facebook. Warum ich keine Statistik für meinen Blog habe (noch nie hatte)? Weil ich für mich schreibe, dann für dich und sicher nicht für Zahlen.

Das richtige Internet und die Shopping Malls

Jaqueline Godany hat zum Beispiel kommentiert, dass ihr das zu viel ist und für sie Twitter und das richtige Internet reichen würden. Das richtige Internet? Richtig! Und mir kam das dann in der letzten Woche nochmal extremer vor. Die ganzen Apps wie Facebook, Instagram, Twitter, Dingsbums und so sind wie Shopping Malls. Ich trete ein, spaziere herum, „plaudere ein bißchen“ und lasse eine Menge Geld (ah, Daten) dort. Am besten komme ich garnichtmehr heraus. Also habe ich mich bemüht, wieder bewußter die Einkaufstempel auch wieder zu verlassen und mich im richtigen Internet zu bewegen. Ich habe bemerkt: Oh, das muss ich erst wieder üben. Ganze Texte lesen! Na gut, das kann ja nicht so schwer sein. Peinlicher Weise habe ich nicht viele ganze Texte gelesen letzte Woche – hier habe ich sicherlich noch ein Ausbaupotenzial.

Was habe ich im richtigen Internet gemacht? Wie bin ich zu den Texten überhaupt gekommen (wie geht das – Internet?). Hier haben  mir meine Newsletter geholfen, die mir immerhin gute Tipps schicken. Wie zum Beispiel:

  • How to launch and grow your first news podcast: ein sehr sympatisches Gespräch zwischen Linda Vecvagare (European Journalism Centre) und Dávid Tvrdoň (SME.sk) über Podcasts.
  • BBC: Information for suppliers to Radio: man muss ein bißchen scrollen bis man zu den 11 Punkten über Podcasts kommt – die sind wirklich unglaublich. Einer davon bleibt mir wohl ewig in Erinnerung: Podcasts are built for the headphone generation, be respectful, warm and gentle inside their heads.

Da fällt mir auf: Eigentlich höre ich keine Podcasts, ich weiß nicht warum. Ok, ich weiß warum: ich weiß nicht wann. Am Weg IN die Arbeit lese ich Buch oder Internet. Am Weg VON der Arbeit ist mein Kopf zu voll, da will ich meist nichts direkt in mein Ohr spielen. Vielleicht ändert sich hier noch etwas. Hörst du Podcasts? Ah, fast hätte ich geschrieben: „verrate mir doch in den Kommentaren, welche du wann hörst“ – aber, gibt ja keine Kommentare. Wenn wir uns sehen: sag mir das bitte direkt. Danke. Oder Email?

An mehr aus dem echten Internet erinnere ich mich leider nicht. Und nun zu den Shopping-Malls.

Instagram

Screenshot Instagram gespeicherte Posts
Diese Beiträge habe ich mir in der letzten Woche gespeichert. Fitness, Essen, Flamenco, Buchempfehlungen fürs Kind

Nach der bitteren Erkenntnis letzte Woche, dass von den Postings meiner FreundInnen auf Instagram nur so wenig (garnichts) hängen geblieben ist habe ich nochmal genau hingeschaut. Was mache ich gerne auf Instagram? Ich scrolle oft einfach nur so durch, bekomme im Moment mit, welche Bilder mir FreundInnen zeigen wollen… und wieder blieb davon nicht so viel hängen. Was sich verändert hat: ich habe eine Beobachtungs-Ebene eingezogen, ich habe mich selbst immer wieder gefragt: „Willst du das behalten, Julia? Willst du dich später noch daran erinnern? Willst du das in deinen Blogpost einbauen? Ja/nein“. Es ist alles sehr kompliziert mit so vielen Ebenen – schauen, fragen, antworten, protokollieren. Was wollte ich mir also merken?

  • Ich schaue sehr gerne diverse Fitnessübungen – am liebsten die von Gizem Çerçioğlu. Sie ist extrem gut und vorsichtig, hat die schrägsten Übungen und ich will sie alle mal können. Außerdem ist sie total kompatibel zu all dem Fitnessdings, das ich schon gelernt habe (wer bei Charleston Marquis Pilates gelernt hat weiß, wie schwer das ist, jemanden zu finden, der dazu passt).
  • Ich habe mich auch über ein Flamenco-Posting aufgeregt. Haha, letzte Woche habe ich noch geschrieben, dass sich „die Flamencos so leicht aufregen“ (über jeden kleinsten Quatsch,… das habe ich nicht geschrieben aber gedacht). Und schon bin ich mitten drin. Also, das Zitat von Joaquin Cortés über die „Flamenco-Kultur“: „die Flamenco-Kultur spürt und trägt man in sich und jedeR kann ich darin verlieben“. Gleich hab ich 1000 Fragen, mit denen ich mich eigentlich längst nicht mehr beschäftigen will, nämlich: was ist die Flamenco-Kultur? Wer trägt sie in sich? Wer spürt sie und was spürt man dann? Verliebt sie sich zurück oder wird sie nur geliebt? Etc. Das ist für dich wahrscheinlich total aus dem Zusammenhang gerissen und absolut unverstänlich, was mich daran überhaupt so berühren kann. Hm. Kurz fassen kann ich das nicht… ich komme darauf noch zurück. Ein anderes Mal.

     

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    #arteflamenco #flamenca #flamencodancer #flamencogranada #baileflamenco

    Ein Beitrag geteilt von Escuela Carmen de Las Cuevas (@carmencuevasflamenco) am

  • Was bleibt eigentlich von meinen eigenen Instagram-Postings bei mir hängen? Ich poste und poste, täglich sozusagen. Und woran erinnere ich mich? An das Grießkoch gestern. Weil dahinter so viel steckt. Ich war mit dem Kind beim Nöbauer und wir hatten dringend Ruhe gebraucht nach einem turbulenten Haus-des-Meeres-und-dann-Naschmarkt-Ausflug. Es gab viel Streit zwischen und uns ich war sowieso dünnhäutig aus diversen Gründen. Das Grießkoch tat mir gut, die Ruhe hat unsere Laune deutlich verbessert. Sein Krapfen war wohl auch köstlich.

 

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Medizin. Für mich. #grießkoch #schoko #zucker #süß

Ein Beitrag geteilt von Julia Petschinka (@jupeclick) am

Twitter

Auch hier habe ich nochmal genauer hingeschaut: was mag ich an meinen beiden Twitters eigentlich? Warum bin ich sooft hier? Melanie hat mich das auf Facebook gefragt „Warum konsumierst du so viel App- und Webmomente?„. Ich versuche also während des Internet-Experiments auch darauf eine Antwort zu finden.

Geheim, geheim. @jupe_priv

In meiner geheimen Mama-Twitterblase scrolle ich viel und merke mir oft nichts Konkretes. Mich betrifft oft wenig und manchmal doch recht viel. Es ist eine Gruppe, die für mich dann doch das „social“ in Social Media ganz gut lebt. Es gibt Austausch, Zuspruch, Witzeleien über Sex (natürlich)… Als die Kinder alle noch viel jünger waren, gab es mehr Unsicherheit und daher viel mehr „wie ist das bei dir? Hast du Tipps? Wie machts du das? Zu hülf!“. Jetzt sind viele Kinder schon in der Schule und wir brauchen diesbezüglich vielleicht nicht mehr so viel. Mal sehen. Mir tut die Gruppe meistens sehr gut.

@jupe140

Auch hier habe ich nochmal ganz genau geschaut: Was mag ich an diesem Twitter gerne? Da gibt es ein paar Punkte:

  • Ich mag die feministische Stärke, die ich hier finde.
  • Ich lerne viel. Zuletzt das (das ist ein extrem guter Thread zum Thema „Warum nicht mit Rechten reden?“)

  • Es gibt da ein paar Accounts, die ich einfach so gerne anschaue. Weil ich sie lustig finde oder absurd. Nur so, zum Zeitvertreib mit netten Dingen. Letzte Woche habe ich darauf geachtet, welche Accounts das sind. Nämlich:
    • Ich habe mir viele Tweets von „Verrückte Geschichte“ (Dr. Guido Knapp) angeschaut. Super fand ich den über den ersten #Fashionblogger (von 1520)
    • Ok, ok, ich bin retro. Immer wenn ich ein bissi sentimental werde, scrolle ich durch 80ies-Accounts, wie zB, I<380ies. Letzte Woche wars der Uhren-Tweet (der mich daran erinnert hat, dass ich entweder so eine Casio-Digitaluhr wieder haben will oder eine neonfarbene Swatch oder doch nicht).
    • Aus irgendeinem Grund lande ich immer wieder bei „Professor Snape“. tja.

Facebook

Warum ich auch noch so viel auf Facebook bin, kann ich nicht beantworten. Es hat sicherlich auch berufliche Gründe und dann bestimmt auch, weil ich nicht aufhören kann oder auch, weil so viele verschiedene Menschen hier sind und so. Oder nichts davon. Mal weiter beobachten.

Jedenfalls sind mir von letzter Woche drei Facebook-Dinge in Erinnerung geblieben. Einerseits die Reaktionen auf mein eigenes Posting über das Internet-Experiment und andererseits zwei Postings, die ich auch geteilt habe (um sie wieder zu finden): Die Idee mit der Tasche finde ich großartig. Habe ich sie umgesetzt (aus dem Einkaufszentrum Facebook herausgetragen)? Nein. Wieder sehr frustrierend, dass da nichts ins Leben schwappt. Hm.

Und dieses Posting von Susanne Jerusalem von vor einem Jahr über Ziffernnoten und Lesen lernen. Es ist so einfach – aber viele verstehens halt doch nicht.

Es geht weiter mit dem Internet-Experiment

Ok, das wars erst mal von der letzten Woche. Mein Ziel für die nächste Woche: Noch mehr im echten Internet sein im Vergleich zu den Shopping Malls. Vielleicht meine FreundInnen auch im echten Internet (ah, besser noch: im echten Leben!) treffen, statt ihnen nur in den Apps Herzen zu schicken. Es ok finden, auch ein paar sinnlose Stunden (naja, vielleicht ist das doch zu viel) dort zu verbringen. Und: Platz zu lassen für meine Beobachtungen – vielleicht ergibt sich alles ganz anders.