Kurse und Afectos – Flamencofestival Tanzaus NRW 2016

Die langen Tage haben begonnen. Das Tanzhaus ist voller Menschen und da ist auch dieses schöne Festivalgefühl wieder! Ach!

Kurse

Zu den langen Tagen gehören auch die Kurse (Workshops). Und immer, immer, immer ist irgendwer höchst zufrieden und jemand ganz unglücklich. Über die Wahl, das Angebot oder so.

Mir geht es so:

Ich finde es nach wie vor schade, dass während des ersten Wochenendes Kurse stattfanden, die ich gerne besucht hätte (Juan Carlos Lérida, Yiota Peklari). Auf mich wirkt es so, als wären die „experimentellen“ Kurse gebündelt am ersten Wochenende und die „klassischen“ Kurse während des zweiten. Falls das eine Tendenz werden soll: ich bin dagegen. Ich fand die Mischung immer gut – der Themen und Menschen. Hier wird Kontroverse gefördert und gefordert.

Dann die Sache mit „Masterclass“. WAS IST DAS? Bin ich wirklich zu doof, um das zu verstehen??? Zum Beispiel ist der Kurs von Rocio Molina als Masterclass angekündigt, ist aber ein ganz normaler Kurs. Wieso ist das so? Und wenn ich an die Masterclass von Andres Marin denke (die für Menschen angeboten war, die selbst auch unterrichten): es war auch ein normaler (…) Kurs. Morgen beginnt die Masterclass von Farruquito – ich bin gespannt. Und wünsche mir, dass ich verstehe, was hier als Masterclass verstanden wird.

Ein Stück anders erleben

Am Abend gab es zu Afectos eine Physical Introduction von Anja (wie ist ihr Nachname? Ich finde den nirgends. Skandal, Julia!). Anja ist zeitgenössische Tänzerin und Tanzpädagogin mit Ausbildung in „Body-Mind-Centering“. Sie leitet die „Physical Introductions“ an.

Wie ich es erlebt habe:

Es ging darum, den eigenen Körper zunächst mal vorzubereiten – aufmerksam zu werden, Sinne zu aktivieren, anwesend sein zu können. Und dann wesentliche Merkmale der Tanzform, die im Stück verwendet wird, zu erleben. Wir haben Übungen zur Verschraubung gemacht – Handgelenke, Ellbogen, der Raum in und um uns. Und zum Rhythmus – gemeinsamer Rhythmus, eigener Rhythmus, der Körper als Instrument.

Es war eine wunderbare Stunde vor dem Konzert und Anja hat wesentliche Flamencoaspekte herausgearbeitet und erlebbar gemacht, ohne es „Flamenco“ zu nennen. Alles war sehr organisch und natürlich. Großartig – kann ich allen empfehlen! Und wirklich eine gute Ergänzung zu dem sonst oft so verkopften ZuschauerInnen-Dasein!

Afectos – nochmal das Stück

Ich habe Rocio Molina erst einmal live gesehen. Das war 2009 während einer Improvisation. Aber das war etwas ganz anderes. Und natürlich habe ich millionen mal ihre Videos angeschaut.

Und jetzt habe ich sie an zwei Abenden hintereinander live gesehen. Und… sie ist überirdisch. Wirklich eine Kategorie jenseits und weit ganz woanders. So fantastisch.

Das Stück… Afectos… was ist denn das eigentlich? Zuneigung, haben wir recherchiert. Etwas leibliches vor der begrifflichen Festlegung. In etwa so.

Die drei ProtagonistInnen zeigen meinem Erleben nach Szenen und Variationen von Zuneigung/Abneigung und Übergänge. Manches war so fantastisch – für mich zB die Buleria mit dem Mantel. Oder die in die Soleá eingebettete Petenera. Oder (am zweiten Abend) Teile des Tangos. Manches war für mich zu langatmig, redundant und unbequem.

Im Vergleich zwischen den Abenden: am zweiten Abend war die Stimmung zwischen Rocio Molina und Rosario la Tremendita geladener, angespannter, weniger sanft. Das tat dem Stück gut. Ich habe am zweiten Abend auch viele Bewegungen gesehen, die ich am Vorabend nicht mitbekommen habe. Waren sie nicht da? Afectos bietet viel Raum für Spielereien und Launen (aka Improvisation?). Beide Abende waren mir zu lange. Das ist als Zuschauerin ein unangenehmes Gefühl. Denn ja sicher, Rocio Molina kann man ewig zusehen. Oder nicht? Ist sie dann zu viel? Kann man das verkraften? Ja! Aber nicht in diesem Stück. Es ist für mich gegen Ende hin zerflossen und wurde für mich sehr unkonkret. Vor allem im Vergleich zum Anfang.

Danach gab es noch ein Publikumsgespräch – ich war zwar dort aber nicht richtig. Wir mussten eine halbe Stunde auf den Beginn warten und ich konnte dann schlicht garnichtmehr aufmerksam sein. Das Gespräch war witzig und gut gelaunt, flüchtig und kurzweilig. Mehr weiß ich nicht mehr.

Und jetzt in diesem Moment… Farruquito liegt in der Luft

Farruquito umgibt eine Aura und Geschichten eilen ihm vorraus. Vor einer halben Stunde kam er ins Tanzhaus, aaah, oooh. Die Luft wird ein bisschen flimmerig. In echt oder wegen dem Glitzern?

Heute um 19h, also in einer knappen halben Stunde, wird Susanne Zellinger über die Familie Farruco sprechen, um 20h ist das Konzert und dann morgen die total ausgebuchte Masterclass. Ah, diese Vor-Freude!!!

Kooperation

Ich werde während des zweiten Festivalwochenendes hier im Blog, auf Twitter @jupe140 und Instagram @jupeclick berichten, das mache ich schon seit vielen Jahren so. Ich freue mich sehr, dass meine Arbeit vom Festival und speziell von Dorothee Schackow honoriert wird, danke! Deshalb werde ich alle Blog-Beiträge, die während des Festivals entstehen, kennzeichnen (im Bild steht dann „Reporterin“ mit drauf).