Flamencofestival Düsseldorf 2015 – der berühmte dritte Tag

Zum Glück ist morgen noch ein weiterer Flamencofestival-Tag im tanzhaus nrw. So kann ich mehr vom Guten erleben und das, was heute auf vielen Ebenen schwierig war… ja, morgen ist noch ein Tag!

Ich habe es schon so oft erlebt, dass der dritte Kurstag eine eigene, ganz seltsame Dynamik haben kann. Umso mehr freut es mich, dass morgen sowohl der Kurs von Andrés Marín, als auch die Improvisation von Juan Carlos Lérida weitergehen; denn:

Tangos/Guajira von Andrés Marín
wtf?!?!

Improvisation von Juan Carlos Lérida
Soleá.

Das ist jetzt alles kryptisch ohne Ende, ich weiß. Für den einen Kurs will ich noch eine bessere Auflösung und über den anderen gäbe es so viel zu erzählen; aber wir stecken mitten drin in der Improvisation, da kann ich nichts herauserzählen.

Leonor Leal gestern – mit Jaleo
Gestern Abend gabs ein vielumjubeltes Konzert der Tänzerin Leonor Leal (Gitarre: Juan A. Suárez „Canito“; Gesang: Antonio Campos; Video: Felix Vasquez). Das Stück hat so angefangen, als gäbe es eine Geschichte, einzelne Sequenzen waren sehr eindrucksvoll: Leonor Leal sitzend vor der weiten Landschaft als riesige Videoprojektion, die Enge beim Tisch links vorne in der Ecke; der schnatternde Vogelschwarm; das Video mit den Gesichtern und Stimmen von Leonor Leal, vor dem sie getanzt hat.
Dann ist die anfängliche Geschichte zerlaufen und der Abend hat sich in ein „Nummernprogramm“ verwandelt. Da fand ich den Tientos von „Canito“ und Antonio Campos ganz großartig! Leals Tanz in diesem Stück ist bei mir diesmal kaum hängen geblieben. Ich empfand ihn als warm, liebevoll und sehr herzlich – Empfindungen, die ihren Tanz wirklich schön machen. Im besten Wortsinn!

Leonor Leal heute – mit „Fragil“
Gemeinsam mit Michio Woingart, Felix Vasquez und Maura Morales war Leonor Leal schon im Februar für eine Woche im tanzhaus, um an „Fragil“ zu experemtieren. Zu Ostern wieder eine Woche und heute haben sie einen Status gezeigt. Von der anfänglichen Geschichte (die mit dem einen Schuh) blieb im Laufe des Arbeitsprozesses nicht viel übrig, wie sie beim anschließenden Publikumsgespräch mit Susanne Zellinger erzählten. Viel mehr ging es um das, was „Fragilität“ für sie persönlich oder für eine Gesellschaft bedeuten kann. Und wie diese in Töne und Rhythmen übersetzt werden könnte.
Es ist eine sehr kreative Gruppe, die sich vorantreibt. Michio Woingart hat großartige Klangkörper geschaffen, die exakt Flamenco sind und gleichzeitig so viel Neues heraufordern und zulassen. Das tat Leonor Leal in ihrem Tanz gut, sie konnte herauskommen und probieren, Risiken eingehen und wurde aufgefangen. Felix Vasquez hat mit den beiden Videosequenzen zwei Metaphern von Fragilität eingebracht: die des zerbrechenden Glases und des gefressen werdens. Ich bin ein Fan seiner Videos und seines Rhythmus‘ und wünsche mir noch mehr Aktion/Interaktion mit den Bildern. Aber alles ist neu und ich weiß, es brauch seine Zeit – deshalb freue ich mich, dass die drei daran gerne weiterarbeiten würden!

Filmvorführung: Coleccion de Retratos (Felix Vasquez, Sarao Films)
Ich schreibe es auch gerne nochmal, ich bin ein Fan von den kurzen Filmen von Felix Vasquez. Er prägt das Genre „Flamencovideo“ (gibt es das???) im Moment sehr stark. Seine Filme spielen mit Rhythmus, speziellen Schnitten, Perspektiven und geteilten Bildräumen. Er setzt ganz neue Maßstäbe!
Und trotz Fanin-sein waren mir die gesammelten „Retratos“, die anschließend an „Fragil“ zu sehen waren zu viel auf einmal. Es waren etwa 20 Kurzfilmchen und das war mir so viel zu viel! Mir hätten fünf auf einmal gereicht.

Jetzt muss ich schlafen – morgen ist ein wichtiger Tag für mich. Der letzte Kurstag. Und am Abend preise ich die roten Tupfen an, die ich hierher mitgenommen habe. Wie eine Popcorn-Verkäuferin in einem Zirkus werde ich vor Beginn der Vorstellung von Miguel Selléz durch die Reihen gehen und meinen „Pregón“ rufen: Flamenco, Flaaamenco / Rote Punkte – für zu Hause, für zuuuu Hause / Tipico Flamenco, Flaaaamenco, Lunares pa‘ la casa…

Ich werde rote Punkte in kleinen Dosen verteilen. Eine Intervention muy empírica, die ich hier machen kann. Das wird lustig!